Medikamente gegen Alzheimer:
Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis
Der Volksmund vergleicht das menschliche Gedächtnis bei Ausfällen gerne mit einem Sieb. Um die kognitive Merkleistung über besonders ausgedehnte oder limitierte Zeiträume zu karikieren, halten Elefanten oder Goldfische her. Tatsächlich teilen sich zwei verschiedene Gehirnregionen die beiden Aufgaben des kurzfristigen und langfristigen Behaltens. In der Phase der Perseveration und Konsolidierung geht die erste Stufe in die letzte über.
Die vorderen (Stirn-)lappen des Telencephalons oder Großhirns steuern den neurologischen Vorgang, einen aktuellen Sachverhalt wahrzunehmen und mit der neuen Information zu arbeiten, also zum Beispiel eine Telefonnummer abzulesen und ohne Umschweife auf der Tastatur einzugeben.
Hierfür aktiviert sich ein geschlossener Kreis von Nervenzellen wie der in Spanien geborene, amerikanische Neurowissenschaftler Rafael Lorente de Nó im Jahre 1938 entdeckte. Geht der Eindruck in den Dauerspeicher über, verändert sich die Struktur der Erregungsleitungen. Intensive Gefühle sowie die gleichzeitige Anregung verschiedener Sinneskanäle tragen dazu bei, dass Reize nicht durch das Kurzzeitgedächtnis wie durch das sprichwörtliche Sieb rauschen, sondern sich bleibend verfestigen.
Lerntechniken für Schule und Beruf profitieren von dieser Erkenntnis. “Trockene” Fakten merkt sich kaum jemand. Um Visualisierungen (zum Beispiel Skizzieren, Abbildungen anschauen), auditive Reize (prominentes Beispiel ist das Singen von Texten im liturgischen Kirchenlied), olfaktorische Zuordnung (geruchliche Assoziationen) sowie Gefühlsverstärkung (Geschichten/Eselsbrücken) oder Ortszuweisungen (siehe Loci-Methode) ergänzte Eindrücke erinnern sich leichter. Zuständig für diese langlebigen Memoiren, die über den Augenblick und das Kurzzeitgedächtnis hinausreichen, ist der Hippocampus im Temporallappen.
Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis gehen Hand in Hand. Informationen prägen sich besonders effektiv ein, wenn sie an bereits bekannte, vertraute Wissensinhalte anknüpfen. Senioren und Seniorinnen mit einem umfassenden Bildungsschatz und vielseitigen Interessen sind nach weit verbreiteter Auffassung seltener und weniger schwerwiegend von den Folgen der Rückbildung neuronaler Netzwerke betroffen.
Altersbedingte Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen
Das Kurzzeitgedächtnis spielt eine wichtige Rolle in der Bewältigung alltäglicher Aufgaben – insbesondere wenn es sich um neue Anforderungen und noch nie dagewesene Situationen handelt. Jeder kennt wohl das Klischee von Oma und Opa, die detailreich und ausführlich über vergangene Zeiten zu berichten verstehen, sich jedoch nicht mehr entsinnen können, wo sie den Haustürschlüssel abgelegt haben oder wie der derzeitige Pfleger, die Pflegerin mit Namen heißt.
Kognitive Defizite, die auf einen Verlust einmal besessener Funktionen zurückzuführen sind (im Gegensatz zu angeborener Intelligenzminderung beziehungsweise Minderbegabung) bezeichnen Mediziner als Demenz. Am häufigsten tritt die Demenz als Alzheimer-Erkrankung in Erscheinung. In Deutschland sind schätzungsweise mehr als eine Millionen Menschen von der degenerativen Gehirnstörung betroffen. Der Verfall setzt meist in den späteren Lebensjahren ein. Unter der Altersgrenze von 65 Jahren treten nur vereinzelt Fälle auf. Im Jahrzehnt von 80-90 Jahren erhält bereits jeder Vierte die Diagnose Alzheimer. Unter den über 90-jährigen ist mehr als Drittel betroffen.
Zu den Risikofaktoren zählen – neben Kopfverletzungen und Virusinfektionen des Gehirns – Beeinträchtigungen der Gesamtgesundheit wie ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, oxidativer Stress, Entgleisungen des Stoffwechsels und/oder des Kreislaufes sowie eine kritische Zahl von Entzündungen und autoimmunen Antikörpern.
Demenz vorbeugen – mit Gehirnfitness dem Verfall entgegenwirken
Der Traum, das Gehirn bis ins hohe Alter hinein leistungsfähig zu erhalten, ist so alt wie die Menschheit und nicht weniger bestimmend für unsere Kultur als der allgegenwärtige Wunsch nach körperlicher Beweglichkeit und Frische im letzten Lebensabschnitt. Denksport bietet neben speziellen Hochleistungsturnieren Übungen und Trainingsaufgaben für Jedermann. Sudoku, Gehirnjogging, Kreuzworträtzel, Kartenspiel, Wissensquize sind weit verbreitete Formen, um die grauen Zellen anzustrengen.
Neben den klassischen Demenzpräventionen Tanzkurs, Lesen, Vereinsleben, körperliche Aktivität, frische Luft, gesunde Ernährung und Gartenarbeit, empfehlen manche Enkel der Generation 50+, sich an Computerspiele heranzuwagen und eventuelle Berühungsängste fallen zu lassen. Erst als gewaltfördernd verpönt bahnen sich die von Lana del Rey besungenen “Video Games” ihren Weg in alle Altersschichten. Forscher belegen die positiven Auswirkungen der virtuellen Interaktionen auf Reaktionsschnelligkeit, Konzentration, Planungs- und Merkfähigkeit.